MUSS ich beten?

Donnerstag, 23.11.2017

Mit grosser Klarheit erinnere ich mich an den Moment. Es war ein heisser Tag.

Mein Telefon klingelte auf dem Weg in die Gemeinde, aber ich antwortete nicht, weil wir in Eile waren und noch die letzten Details der Predigt ergänzten, die mein Ehemann nachher halten würde.

Auch während wir vom Auto zum Eingang der Gemeinde liefen, nahm ich den Anruf nicht entgegen. Verschiedene Leute hielten an, um uns Hallo zu sagen.

Aber als ich sah, dass der Name meiner Mutter bereits dreimal auf dem Display erschienen war, gab ich meinem Mann ein Zeichen, damit er ohne mich weiterging und hörte dann die Neuigkeiten, vor denen sich jedermann fürchtet.

„Dein Vater musste ins Spital. Er wurde von einem Wagen angefahren und fiel vom Fahrrad. Er ist bewusstlos. Wir befürchten, dass sein Rücken vielleicht sogar mehrfach gebrochen ist.“

Diese Neuigkeiten überwältigten mich wie eine Flutwelle, während ich versuchte, mich auf jedes Detail der Informationen zu konzentrieren. Gedanken der Angst schossen mir durch den Kopf. Würde er wieder gesund werden? Würde er je wieder fähig sein zu laufen? Noch wie benommen von der schrecklichen Nachricht, erzählte ich Adam davon. Mein Herz fühlte sich an, als ob es zerspringen würde.

Was ich in diesem Moment fühlte, war ein alles verzehrendes Bedürfnis zu beten. Ich musste so dringend beten, wie ich atmen muss.

Es gibt Zeiten in unserem Leben, wenn Gebet instinktiv, entscheidend und dringend ist. Sogar Atheisten schreien zu Gott, wenn ihr Flugzeug abzustürzen droht. Spitäler sind mit Gebeten geradezu erfüllt. Manche werden hoffnungsvoll geflüstert andere verzweifelt hinausgeschrien. Es gibt Zeiten, in denen wir beten müssen.

Dank sei Gott, unsere Gebete wurden schnell und auf wunderbare Weise beantwortet und mein Vater wurde vollständig gesund.

Was aber, wenn wir keinen Drang zum Beten haben? Müssen wir als Christen trotzdem beten, wenn sich Gebet mehr als Bürde anfühlt und nicht instinktiv geschieht?

Wir sollen uns nicht schuldig oder belastet fühlen. Gebet muss definitiv von unserer Liebe und unserem Wunsch nach Beziehung zu Gott bestimmt sein. Liebe und nicht Schuldgefühle sollten uns auf die Knie bringen.

Jede Beziehung erfordert sowohl Disziplin wie auch Sehnsucht. In einer Ehe erscheint die Disziplin eines wöchentlich festgelegten gemeinsamen Abends nicht gerade romantisch, aber wir wissen, dass das Erarbeiten einer solchen Disziplin einen guten Raum für die Beziehung schafft und sie dadurch gesund wachsen und stark werden lässt.

Dasselbe gilt auch für unser Gebetsleben. Es gibt Zeiten, in denen das Gebet ein natürlicher Ausfluss der Liebe von unserem Herz zu Gott hin ist. Es gibt aber auch die Zeiten, wenn wir uns überhaupt nicht danach fühlen, aber wir entscheiden, trotzdem unsere Zeit dem Gebet zu widmen. Tatsächlich sind beide Arten wichtig, wenn wir in eine reifere Beziehung mit Gott hineingelangen wollen.

„FREUT EUCH ALLEZEIT! BETET UNABLÄSSIG! SAGT IN ALLEM DANK! DENN DIES IST DER WILLE GOTTES IN CHRISTUS JESUS FÜR EUCH.“
1Thes 5,16-18

Der Apostel Paulus befiehlt uns, kontinuierlich zu beten. Die erste Gemeinde war der Praxis des Gebetes ganz hingegeben und Jesus selbst zeigt uns in seinen Reden und durch sein Leben, dass Gebet essenziell für unsere Beziehung mit Gott ist. Gebet hält uns aufrecht und richtet uns neu auf Gottes Perspektive aus. Gebet hilft uns als Christen wachsen. Es bewegt das Herz von Gott und erlaubt uns, als Partner an seinem Werk in dieser Welt teilzuhaben. Gebet führt zu Wundern, hilft uns, Versuchungen zu überwinden und, ultimativ, Gebet ist die Türe zu Gottes Gegenwart.

Wenn wir Gott kennen wollen, MÜSSEN wir beten!

Dies ist der zweite Teil in unse­rer Serie ‘viel­ge­stellte Fra­gen’.

Autor: Pete Greig
Quelle: www​.24​-7prayer​.com